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Sanierung des Rudi-Dutschke-Hauses Zwei Häuser, eine Überzeugung

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Die Figuren der denkmalgeschützten Fassade des Rudi-Dutschke-Hauses Karsten Thielker

taz Genossenschaft | Nach dem Umzug 2018 erschien es vielen fast wie ein kleines Wunder, im neuen Haus an der Friedrichstraße arbeiten zu dürfen. Doch beinahe im selben Augenblick, da die letzte Kiste aus dem alten Haus in der Rudi-Dutschke-Straße herausgetragen war, erstrahlte es bereits im nostalgischen Glanz. Die Figuren an der so düsteren Fassade des Altbaus, hatte man die überhaupt je ordentlich gewürdigt?

Manchmal denken wir darüber nach, ob die Verlagerung um nur wenige, aber entscheidende Meter in eine etwas ruhigere, begrüntere Position auch unser Weltempfinden eingefärbt haben könnte. Unvergessen der überheiße Sommer 2003: Wollten wir Sauerstoff, mussten wir bei offenen Fenstern den infernalischen Baustellenlärm von gegenüber in Kauf nehmen, wo das neue Arbeitsamt gebaut wurde – ausgerechnet; denn die Hauptthemen jenes Sommers waren Agenda 2010 und Arbeitslosigkeit. Gut möglich, dass unsere eigenen strapaziösen Arbeitsbedingungen uns in der Kritik an den rotgrünen Plänen befeuert haben.

Für unser redaktionelles Gedächtnis bleibt das alte Haus – oder vielmehr: bleiben die alten Häuser wichtig. Jede und jeder erinnert sich ein bisschen anders, aber meistens sind die Geschichten über frühere Auseinandersetzungen verbunden mit den Plätzen, an denen sie stattfanden, mit der Atmosphäre, die dort herrschte: Wer weiß noch, wie Kollegin B. die Tür des Konferenzraums hinter sich zudonnerte – haben wir damals womöglich emotionaler gestritten? Wer erinnert sich an den gellenden Ruf, „Macht die Fernseher an!“ im zweiten Stock, als in New York am 11.09.2001 der erste Turm des World Trade Centers brannte?

Danke, dass Sie helfen, beides zu erhalten: Die Erinnerung an Vergangenes und die Perspektive für Neues.